Bereits im Altertum gab es schreibende Frauen. Eine von ihnen war die antike Dichterin Sappho. Ihr folgten andere Frauen, zum Beispiel Christine de Pizan, die vor allem durch ihre „Stadt der Frauen“ in unserer Erinnerung geblieben ist. In meinem Projekt „Schriftstellerinnen zwischen Mythos und Aufbruch“ habe ich mich mit einigen dieser Frauen beschäftigt: Sappho, Christine de Pizan, George Sand, Virginia Wolfe, Forugh Farrochsad. Anlass dazu war die Gründung des Frauennetzwerkes, bei welcher ich gemeinsam mit Künstlerinnen der Bildenden Kunst in der Festung Grauer Ort bei Stade meinen Beitrag vorstellen konnte.
Christine de Pizan lebte von
1364 bis 1430.
Sie wuchs in Paris im Umkreis Karls V. auf, der ihren Vater als Arzt und Hofastrologen bei sich eingestellt hatte.
Der Vater unterstützte
Christines Neigung zu lesen und zu schreiben, während die Mutter sie lieber mit
häuslichen Arbeiten beschäftigte.
Im Alter von 15 Jahren wurde Christine mit einem französischen Hofbeamten verheiratet, der zehn Jahre später starb. Da inzwischen auch ihr Vater gestorben war, musste Christine nun den Lebensunterhalt für sich, ihre Mutter, ihre Kinder und eine mittellose Nichte selbst verdienen, denn ihr Mann hatte ihr so gut wie nichts hinterlassen.
Sie begann zu schreiben: weltliche und religiöse Lyrik, Lehrgedichte, Traktate, Streitschriften, tagespolitische Stellungnahmen und Aufrufe zur Freiheit.
Mit ihrem `Sendbrief an den Gott der Liebe` erregte sie 1339 Aufsehen und löste die erste Literaturdebatte aus: den Streit um den Rosenroman.
Ihre Sehnsucht nach Anerkennung und ihr Bestreben, sich für Frauen einzusetzen, fanden in ihrem wohl wichtigsten Werk, dem „Buch von der Stadt der Frauen“ seinen Ausdruck. In ihm erreichte sie einen allegorischen Zufluchtsort für all jene Frauen, die von der Gesellschaft verachtet, diffamiert und verleumdet wurden.
Die personifizierten Damen Vernunft, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit sind es, die ihr, Christine, dabei helfen, diese Stadt zu erbauen.
In der nun folgenden Erzählung habe ich versucht
nachzuempfinden, wie es Christine damals erging.
Es folgt der Textausschnitt:
Ein Tag im Leben der Christine de Pizan