Jutta H.E. Krause / Jutta Krause: meine literarischen Impressionen

Inspektor Karseux ist ein moderner Mann, kein alter Patriarch, der seiner Frau die Hausarbeit überlässt, nach Feierabend die Füße auf den blank geputzten Glascouchtisch legt und meint, dass sei nach einem langen Arbeitstag sein gutes Recht.

Ist es nicht, findet Karseux und hilft, wo er kann.

Beim Geschirr in die Maschine stellen, beim Saugen und natürlich auch beim Wäsche-Waschen.

Er ist eben keiner von den Männern, die ihre häuslichen Aktivitäten darauf beschränken, den Müll herunter zu tragen und ab und an ein Loch in die Wand zu bohren.

Er ist auch keiner von denen, die die Wäsche unreflektiert in die Maschine stopfen und sich anschließend nach  vollbrachtem Waschprozess darüber wundern, dass die guten Wollpullover einen Schrumpfungsprozess erlitten haben und noch nicht einmal mehr der sechsjährigen Tochter passen.

Nein, er trennt die Wäsche sorgfältig und gewissenhaft nach Farben und nach  den Temperaturen, die das Etikett im Innern derselben vorschreibt.

So ist es auch heute.

Nach zwei Stunden hat die Maschine normalerweise ihre Aufgabe erledigt. Karseux, der inzwischen einen langen ausgedehnten Spaziergang mit dem Jack Russelhund Jackes unternommen hat, kommt entspannt nach Hause und zieht die Wäsche aus dem geöffneten Bullauge, sammelt sie im Wäschekorb, legt nun die Kochwäsche hinein, setzt die Maschine wieder in Betrieb und hängt die Wäsche im Garten auf die in Regenbogen Farben leuchtende Leine. Die ist für Buntwäsche gedacht, die weiße daneben für … nun, das dürfte jedem klar sein…

Seine Frau kann sich also in jeder Hinsicht auf ihn verlassen. Da auch sie berufstätig ist, läuft der Haushalt bei den Karseuxs wirklich partnerschaftlich.

So kann Frau auch an ihre Karriere und ihr Fortkommen denken.

Karseux ist in der kleinen Stadt überhaupt ein Mann, der einen außergewöhnlich guten Ruf genießt. Seines Zeichens Kriminalkommissar hat er schon viele Fälle aufgeklärt und somit Licht in das Dunkel krimineller Machenschaften gebracht.

Man nennt ihn liebevoll den zweiten Sherlock Holmes, denn einzig mit den traditionellen Mitteln seines großen Vorgängers – lupenreiner detailgetreuer Beobachtung und messerscharfer analytischer Kombinationsfähigkeit -,  gelingt es ihm fast immer, Verbrecher dingfest zu machen. Bisher hat er sich gesträubt, bei seinen Ermittlungen moderne Methoden wie die DNA-Analyse einzusetzen, und seine bis dato erfolgreiche Arbeit scheint ihm in diesem Punkt Recht zu geben.

Übrigens trägt er bei seinen Nachforschungen auch das Outfit seines berühmten Vorgängers: einen karierten Deerstalker-Hut mit Sichtschutz, Krempe und seitlichen Ohrenwärmern sowie den berühmten schottischen Inverness-Mantel, einen die Arme bedeckenden Überwurf. Denn- so pflegt er zu sagen, in dieser Kleidung habe ich das Gefühl, Holmes schaut mir von da oben zu und begleitet mich hilfreich bei meiner Tätersuche. Und bislang - so scheint es zumindest - hat er damit wohl auch Recht gehabt.

Einen Fall aber hat er noch nicht aufgeklärt, und auch die intensivsten Nachforschungen haben ihn lediglich nur eins gezeigt: Niemand ist vollkommen, auch die beste Spürnase nicht.